Corporate Self-Consciousness – Selbstbewusst aus Krisen hervorgehen
Unternehmen sind wie Menschen. Nur, dass statt organischer Abläufe eine Vielzahl betrieblicher Funktionen die Geschicke bestimmen. Unternehmen und Menschen teilen die soziale Umwelt miteinander. Wo Menschen aus Krisen oft gestärkt hervorgehen, fehlt diese Möglichkeit der personellen Erfahrung im betrieblichen Alltag.
Dabei beschleunigen sich die Krisenzyklen zunehmend. Die Rolle des eigenen Unternehmens differenziert zu betrachten ist hilfreich, um auf allen Ebenen das Selbstbewusstsein der Akteure zu stärken.
Erfahrung bewusst vergegenwärtigen
Als wir gemeinsam mit dem Management im Sommer 2017 auf ein vor zehn Jahren in die Selbständigkeit entlassenes Unternehmen blickten, wurde Erstaunliches sichtbar. Einem großen norwegischen Konzern war ein Geschäftsfeld, das nur ein Prozent seines Umsatzes verantwortete, zu klein geworden. Man entschloss sich, es zu veräußern. Mit einer minimalen Eigenkapitalquote ausgestattet, mussten alle Kräfte zusammengenommen werden, um in einem neuen Eigentümerumfeld Eigenständigkeit zu beweisen. Ein weltweit belastbarerer Firmenname war der Anker, an dem die bisherige Kompetenz festgemacht wurde.
Konsolidierung der materiellen und immateriellen Aktiva, Sicherung der Kundenbeziehungen und Ausbau der Fertigungskapazitäten war der erste Baustein einer Strategie, deren Exekution über vierhundert Mitarbeitern auf drei Kontinenten oblag. Man hatte in kürzester Zeit eine komplexe Infrastruktur zu bedienen, die zuvor durch vielfältige Verzahnungen im Konzern abgefedert war. Ob Recht, Informationstechnologie, Produktionsstrategie oder Finanzierung – die Herausforderungen waren groß. Ein motiviertes Managementteam ging ans Werk, die Mitarbeitermannschaft erlebte erste Selektionen, nicht alle waren auf hohe Eigenverantwortung eingestellt.
Und dann – wer hätte die weltweiten Folgen einer auf kritischen Subprime Loans basierenden Derivatewirtschaft voraussehen können? Stagnation, eine defensive Kundenlandschaft, Zwang zur Kostensenkung, bei geplanter Erschließung von zwei neuen Standorten. Wie das bewältigen? Indem man Zug um Zug die Hindernisse ausräumt, immer an der Grenze der Möglichkeiten. Der neue Eigentümer konnte das alles nicht allein steuern. Gemeinsam mit dem Management suchte und fand man eine passendere Konstellation.
Erneut war die Struktur anzupassen. Nun deutlich über vierhundert Beschäftigte, Forschung und Produktion auf drei Kontinenten, anspruchsvolle Kunden in einem intensiven Wettbewerbsumfeld weltweit. Was tut man in einer solchen Situation?
Mut zur Pragmatik
Es gibt keine kopierbaren Muster, um solchen Herausforderungen zu trotzen. Vielmehr war es im Rückblick eine Kombination aus Maßnahmen in neun Managementfeldern, welche die Entwicklung auf Kurs hielt. Strategie, Management, Finanzen, Operations, Produktmanagement, Ausbau der Kundenbasis, Marktökonomie, Anpassung der geschäftlichen Umwelt und der Aufbau einer Unternehmenskultur trugen ihren Teil zum Gelingen des Ganzen bei. Etwa fünfunddreißig einzelne Aktionsfelder waren rückblickend als entscheidende Komponenten auszumachen.
Dass sich Unternehmen einen solchen Rückblick gestatten, ist nicht selbstverständlich. Ein zehnjähriges Jubiläum zum Anlass dafür genommen? Ja, glücklicherweise. Nicht fünfzig Jahre oder fünfundzwanzig, sondern greifbare zehn haben gezeigt, auf welchem Fundament ein starkes, unternehmensspezifisches Selbstbewusstsein gründet. Nicht verschwiegen sei, dass auch Fehler deutlich erkennbar wurden.
Was kann man lernen?
Es lohnt sich, Bewusstsein dafür zu schaffen, dass es keine autonomen Kräfte sind, an denen sich der Kurs eines Unternehmens zu orientieren hat. Es macht stark, zu wissen, dass es großer Flexibilität bedarf, in zunehmender Komplexität zu bestehen. Und es fördert den Gemeinschaftssinn, wenn man sich darüber freut, zusammen etwas Unerwartetes geschafft zu haben.
Zehn Jahre sind für die Entwicklung eines Menschen eine lange Zeit. Kind, Teen, Twen, mitten im Leben Stehender – das sind nachvollziehbare Etappen. Warum nicht die Leistung eines Unternehmens an ebenso konkreter Zeitspanne sich vergegenwärtigen? Mit ihren Treibern, Chancenfeldern, auch Krisen und eigenen Fehlern?
Selbstbewusstsein durch Reflexion – Corporate Self-Consciousness
Unternehmen als bloße Organisationen denken nicht. Es sind Menschen, die sich komplexe Zusammenhänge vor Augen stellen. Die Erfahrungen machen, wo andere im Strom dahingleiten. Die Zuversicht besitzen und sie weiter entwickeln. Und die letztlich Arbeit für ein Unternehmen als Teil des eigenen Lebens verstehen, ob als Manager, Inhaber oder Angestellter. Die Zusammenhänge angemessen einschätzen wollen.
Vielleicht fragen Sie sich, wie sich in Ihrem Umfeld Motivation, Umstände und Lebensfreude entwickeln? Wie Ökonomie und eigene Erfahrung sich gegenseitig bedingen? Moderate Durchsetzungsstärke – Assertiveness – gehört dazu, Ideen zu verwirklichen.
MARK-MAN ist gern dabei behilflich, Ihre eigenen Themenfelder zu sondieren und in unkonventionelle, produktive Perspektiven zu überführen.
Wir haben nur eine Welt – nutzen wir sie zum Guten für uns selbst und unsere Mitmenschen, ob Mitarbeiter oder Kunden!
Industriekomplex am chinesischen Qinghai Saltlake 2017 – Beispiel für das Spannungsverhältnis von globaler Ökonomie und unternehmerischem Handeln.